Der satirische Jahresrückblick 2022

Bei allem Ernsten: zum Lachen gibt's eben auch immer was.

Gefühlt war keine öffentliche Diskussion in diesem Jahr so präsent wie die über Themen wie Inklusion, gendergerechte Sprache, Wokeness, Cancel Culture und Ähnliches. In diesem Feld eine satirische Rückschau zu machen, ist ein gewisses Risiko, aber vielleicht findet’s ja auch jemand einfach lustig. Und ganz ehrlich, das Jahr war mit dermassen ernsten und schwierigen Themen belastet, ich zumindest muss da auch zwischendurch einfach mal ein bisschen blöd werden. Also los:

 

Tagesanzeiger vom 14. Januar: Helen Mirren soll nicht Golda Meir spielen dürfen, weil sie nicht Jüdin ist; ist das nicht eigentlich der Beruf einer Schauspielerin, etwas darzustellen, dass nicht unbedingt sie selbst sein muss?...Wie absurd kann das noch werden? Darf ein Arzt nur einen Tumor operieren, wenn er selbst mal Krebs gehabt hat? Etwa so plausibel wie „ich hatte mal ein Burnout, und jetzt coache ich Menschen mit Burnout.“ Also ob Burnout irgendeine Korrelation mit Coachingkompetenz hätte. Also ehrlich.

 

Female Leadership 1: Die Sonntagszeitung berichtet über das erste Weibchen, das eine Japanmakkaken-Kolonie anführt und sich in dieser Position auch hält. Der Artikel stellt die Frage, wie dieses Tier das macht, und der Leser hat Hoffnung. Die Antwort: Sie verprügelt die männlichen Nummern eins und zwei und verhält sich anschliessend wie ein Männchen, das Zeichen der Überlegenheit aussendet...Na ja, für uns Menschen dürfte das noch nicht die echte Lösung sein. Okay, zu Shakespeare’s Zeiten wurden Frauenrollen ja auch von Männern gespielt und nicht von Helen Mirren.

 

Und nein, das war keine respektlose Andeutung zum Alter von Helen Mirren, aber genug jetzt von ihr.

 

Female Leadership 2: Ebenfalls Sonntagszeitung. Die Ceo der Boutique Business School Rochester Bern berichtet, dass ihr Team einen Lehrgang für «Female Leadership» aufbauen wollte, dann aber davon absah, weil ihrem Team bewusst wurde, dass so ein Lehrgang diskriminierend wäre, da es ja nie einen Lehrgang «male Leadership» geben würde. Irgendwie einleuchtend, diese Logik, dann aber auch irgendwie seltsam. Wie ist es denn mit anti-Aggressionskursen für Männer? Oder mit e-Bike Kursen für Senioren? Oder gibt es irgendwelche Proteste von Patient:innen, die sich darüber beschweren, dass bestimmte Pillen nur von Epileptikern geschluckt werden dürfen? ”Warum dürfen wir die eigentlich nicht auch schlucken?”

 

Na gut, das wird jetzt etwas absurd, aber trotzdem: wer soll sich denn da noch orientieren zwischen massschneidern und gleich behandeln?

 

Trotz sprachlicher Sensibilität stachen gerade in diesem Jahr auch einige skurrile Formulierungen ins Auge:

  • Schlagzeile auf SRF Sport online zum Südwestschweizerischen Schwingfest in Visp: „Die ersten Paarungen sind im Gange.“...nun ja...ist denn das nicht ein wenig Erregung öffentlichen Ärgernisses, vor so vielen...Entschuldigung.
  • Ein Proktologe berichtet, wie andere Menschen plötzlich unangenehm berührt sind, wenn er seinen Beruf nennt, und meint dann, er sei in diesen Beruf „hineingerutscht.“ Da war ich dann unangenehm berührt...vielleicht sollte er einfach noch ein wenig an der Formulierung feilen im Hinblick auf die nächste Cocktailparty.
  • „Spedition Rumpel“ und „Schnüge Elektrotechnik“ stachen als Firmennamen heraus – „Sanitär Schnuckiputzi“ ist da nicht weit.

Und dann noch SRF online am 2. Dezember, doch noch ein wenig ernster: ”Musk sperrt Kanye West auf Twitter”. Das ist genau das Problem: Elon Musk entscheidet sowas. Wenn Dinge mit potenziell erheblichem Impact auf Gesellschaft und Politik zunehmend von einzelnen sozial handicapierten Privatpersonen getroffen werden, dann sind wir ja schon auf einem etwas komischem Feld gelandet. ”Twit Leadership”? Dranbleiben.

 

Frohes neues Jahr.

 

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