Die satirische Jahresrückschau 2023

Selbstvertrauen kann man auch übertreiben...
Selbstvertrauen kann man auch übertreiben...

Zeitungs(!)meldung am 7. April: 15 Kilometer Stau vor dem Gotthard. Wieso ist das eigentlich eine Meldung? Für die, die drin waren, hat sie keinen Neuigkeitswert, für die, die nicht da waren, ist sie nicht relevant. Und für Stau-Enthusiasten, die noch hätten reinfahren wollen, ist es zu spät. So what?

 

8. April. Hobby-Ethymologie in einem Bericht im Tagi über Severin Schwans Zeit im Credit Suisse Verwaltungsrat. Er habe dort keinen leichten Stand gehabt: „Mit seinen Begriffen aus der Pharmabranche wie Sinnhaftigkeit, gesellschaftlicher Wert oder Transparenz hatte er kaum eine Chance.“ Wer gibt beim Duden Bescheid, damit die das anpassen? „Sinnhaftigkeit: Begriff aus der Pharmabranche“. Super.

 

Eine „Reise-Designerin“ bietet Ferien für Reiche an, und das klingt so: „Zum Beispiel Überraschungen vor Ort: ein Helikopterflug auf einen Berg, auf dem ein tolles Picknick wartet.“ „Die Bedürfnisse der Kinder stehen im Vordergrund... Wenn der Teenagersohn ins Gym will, muss dieses bestens ausgerüstet sein.“ Über no-gos: „Es macht mich rasend, wenn der Turndown-Service genau dann an die Tür klopft, wenn man sich fürs Abendessen bereit macht.“ Ja, das muss traumatisch sein, oder?... und was ist bitte ein Turndown Service?

 

Rätsel-Headline in der Sonntagszeitung vom 2. Juli: „Wer sich beim Thema «Dänemark» gut auskennt, kann einen Aufenthalt im Goms gewinnen.“ Warum nicht in Dänemark? Oder Fragen zum Goms? Logik wo?

 

Die Allmachtsfantasie des Human Brain Projects ist gescheitert. Andreas Herz, Professor für Computatio- nal Neuroscience an der Ludwig- Maximilians-Universität München meint dazu: „Im Vergleich mit der Physik befindet sich die Neurowissenschaft jedoch noch weit vor dem Stand von 1920... Wir sind immer noch mit Taschenlampen im Dunklen unterwegs, explorieren um einzelne Fragen herum.“ Wenn Sie also das nächste Mal einen Kurs in gehirngerechtem Führen sehen, buchen Sie doch was anderes – es sei denn, Sie müssen eine Gruppe von Gehirnen führen.

 

Eine Eisschwimmerin (Respekt vor ihrer Leistung) hat ihre Passion zum Geschäftsmodell gemacht und lässt jetzt Manager im Eiswasser planschen, mit dem Argument, mit gemeinsamem Schwimmen in kalten Bergseen erreichten Teams einen Ausnahmezustand, der sie zusammenschweisse. Mal abgesehen davon, dass „zusammenschweissen“ bei den Temperaturen vielleicht nicht das richtige Wort ist: die Annahme, dass sich ein Ausnahmezustand dann einfach so in den Alltag transferieren lässt, ist erwiesenermassen Quatsch. „Ausnahme“ sagt ja schon alles, da brauchts nicht mal den Ethymologen von vorher...

 

Trump kann nicht fehlen, wenn es um Wahn- und Unsinn geht: Seine Anhänger kriegen eine Trump-Fahne umsonst – wenn sie seiner Kampagne vorher mindestens 50 Dollar überweisen...könnte ich ja auch mal versuchen: „Ich unterstützte Sie gratis, wenn Sie mir mindestens zweitausend Franken überweisen“. Unglaublich. Immer wenn man meint, es müsste Grenzen geben...

 

Und noch ein anderer älterer Herr (zugegeben, schon nicht ganz die gleiche Kategorie): Reinhard Sprenger meint in einem Interview (Tagi vom 11. Mai), Führungskräfte hätten nicht die Aufgabe, authentisch zu sein, und begründet das so: „Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Tag lang die Wahrheit sagen und nichts als die Wahrheit. Das wäre ein Schlachtfeld der Unbarmherzigkeit.“ Also wenn das seine Definition von Authentizität ist, ist es vielleicht langsam an der Zeit, in Würde Platz zu machen oder Andere zu interviewen. Es gibt auch viel Interessantes ausserhalb des Jurassic Parc.

 

Wenn schon, höre ich da schon lieber Bidens Rede im Oval Office, auch wenn der youtube-Film mittendrin brutal unterbrochen wird durch einen Werbeblock, in dem mich ein Trainer ohne Vorwarnung anschreit: „don’t use bullet points in your presentation!!!“ 

 

An Absurditäten wird’s wohl weiterhin nicht mangeln. In diesem Sinne: bleiben Sie heiter auch im neuen Jahr.

 

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