
Nicht alles, was jetzt kommt, ist lustig, aber teilweise absurder, als sich das Satiriker überhaupt ausdenken könnten. Intern nenne ich meine Liste ja «Wahnsinn-Sammlung», und unter dem Titel kommen dann auch die nicht so lustigen Dinge schon hin.
Das Tempo, in dem gewisse Konzerne vor Trump eingeknickt sind und ihre Diversitätsprogramme gestrichen haben, war schon beeindruckend. Genauso gut hätten sie gleich ein ganzseitiges Inserat in der New York Times schalten können und sagen: «Scheiss auf Diversität! Sag uns einfach, was wir tun sollen, Hauptsache wir verdienen weiterhin ein Schweinegeld.» Die lahmen Versuche, zu versichern, dass ihnen das «trotzdem wichtig bleibt», machen es nicht besser. Und ja, das ist noch nicht einmal ein Jahr her.
Dieses Jahr bin ich tatsächlich von einem Kunden geghostet worden – plötzlich war er weg, keine Nachricht, kein gar nix. Und wenn Sie jetzt glauben, das war irgendeine dubiose Firma: durchaus nicht, wir sprechen von einer öffentlichen Verwaltung...aber auch da können Menschen offenbar spurlos verschwinden. Nie mehr was gehört, out of the blue...vielleicht wüsste Kafka weiter.
Ein anderer wollte sich aufgrund von zwei viertelstündigen Telefonaten für einen Berater entscheiden. Da ist ihm allerdings ein entscheidendes Detail in einer «Arbeitsbeziehung auf Augenhöhe» entgangen, auf das ich hier mal hinweisen will: auch ich entscheide, ob ich mit jemand zusammenarbeite...da frage ich mich manchmal schon: wählen die andere Geschäftspartner auch so aus?
Dann diese ganze Diskussion um Karin Keller-Suter, sie habe dieses Telefonat vergeigt. Nun, wenn es ein Fehler ist, Fakten zu erwähnen, schlage ich vor, erst Mal am anderen Ende der Strippe nach dem Versager zu suchen...Vorwerfen könnte man ihr höchstens, dass sie die Persönlichkeitsstruktur des Orangen zu wenig ernst genommen hat, aber die ist ja auch kaum zu glauben.
Dass dann ein paar Unternehmer den Pragmatismus haben, ihm eine goldene Uhr zu schenken, wenn er halt so gern umschmeichelt und beschenkt wird, halte ich nicht für das echte Problem. Das echte Problem ist, dass der mächtigste Mann der Welt derart beeinflussbar ist, und zwar nicht durch Argumente.
Aber zurück zu Lokalerem: Entsorgung und Recycling Zürich richtet eine mobile Sammelstelle ein, damit die Wege kürzer werden. Gedacht für «Sperrgut, Grossmetall, Grubengut und Anderes». Zum Beispiel für Möbel, Matratzen usw. Klingt nach einer guten Idee, bis man die Spielregeln liest. Eine davon: Anfahrt mit dem Auto verboten. Dafür können vor Ort Handwagen für den Transport ausgeliehen werden. Das male ich mir dann so aus: ich gehe dorthin, nehmen einen Handwagen, gehe damit zu Fuss wieder nach Hause, versuche, eine alte Matratze in den Handwagen zu wuchten, um ihn dann zurückzuschleppen, bevor ich das Ganze mit meinem Sofa nochmals...also mir scheint, da gibt’s ein paar Lücken im Konzept.
Im August erscheint ein Artikel im Tagi, in dem berichtet wird, dass Kate und William ein normaleres Leben führen wollen. Was in ihrem Fall bedeutet, dass sie in einer «forest lodge» mit acht Schlafzimmern und einem geschätzten Wert von sechzehn Millionen Pfund wohnen. Ich weiss, es ist alles relativ, aber das Stichwort «Verzicht» fällt mir da schon nicht als Erstes ein. Es sei ihnen gegönnt.
Philipp Navratil, neuer Chef von Nestlé, nutzt seinen ersten öffentlichen Auftritt, um ein wenig über seinen Führungsstil zu verraten: er werde «gnadenlos (sic!) nach Leistung abrechnen», und dann sei es dann auch einfach, zu sehen, wer nicht liefere und nicht zu Nestlé passe, wie der Tagi am 17. Oktober berichtet. Die Börse jubelt ob der markigen Entschlossenheit. Management by Testosteron. Ich hingegen frage mich, wie viele kritische Nachrichten ihn jetzt noch erreichen werden, und ob das dann wirklich hilft, und auch ein bisschen, wer wohl grade grosse Lust hat, dort zu arbeiten.
Man wird sehen – bei allem, natürlich. Tun sie Richtiges, wo Sie können, und frohes neues Jahr!
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